Life without Trump
Ach, was war das Leben schön, als ich noch nicht wusste, wer Donald Trump ist. Damals, in meiner frühen Kindheit in den 90ern war die Welt noch in Ordnung und ziemlich stabil. Der kalte Krieg endlich vorbei und die westliche Welt eine Art „echte“ Utopie, die zumindest in Europa alle Grenzen einriss. Frieden war selbstverständlich, relativer Wohlstand auch.
Natürlich, gab es große Ungerechtigkeiten, Kriege und Hunger in dem Teil der Welt, der heute „globaler Süden“ heißt, aber es gab auch diesen Traum, dass die Welt in Zukunft all diese Probleme zusammen überwindet. Dass es Weltfrieden, Wohlstand für alle und eine Lösung für jedes andere Problem geben würde. Heute frag ich mich, wie man sowas überhaupt glauben konnte.
Aber zurück zu Donald Trump. Den hab ich zwar schon als kleines Kind in zwei Filmen, in denen er sich selbst spielen durfte, gesehen, aber sofort wieder vergessen. Er war nur so ein blonder Mann, der Kevin sagt, wo die Lobby ist, als dieser allein in New York ist; oder eben irgendwas zu Cher, als sie in der Met ein Date mit Nicolas Cage hat. Heute haben Trump und Cage das Genre der Romantic Comedys hinter sich gelassen. Der eine macht Horrorfilme, der andere versetzt die Welt in Angst und Schrecken.
Er war jedenfalls nicht der erste Trump, der mir namentlich auffiel. Als ich elf war, schaute ich mit meiner Mutter den Film Der Club der Teufelinnen (Originaltitel: First Wifes Club) in dem Goldie Hawn, Bette Midler und Diane Keaton ihre Ex-Männer fertig machen. Die Geschichte ist trotz schwerer Themen relativ witzig erzählt und Sprüche wie „Du rachsüchtiger Silkonsack!“ bringen mich noch heute zum Lachen. Der Film spielt ebenfalls in Trumps Heimatstadt New York und so treffen die drei nach ihrer erfolgreichen gemeinsamen Racheaktion auf Trumps mittlerweile verstorbene Ex-Frau Ivana und erzählen ihr, dass sie immer ihr Vorbild war. Meine Mutter sagte sie mir damals, dass Ivana Trump keine fiktive Figur ist, sondern die Ex-Frau von „irgendeinem Baulöwen aus New York, die ihn bei der Scheidung richtig abgezockt hätte“. Ungefähr ab konnte ich mir seinen Namen merken.
Über die Jahre blitze Trump mal hier mal dort auf, wenn ich zufällig fern sah. In MTVs The fabulous Life of wurde sein jüngster Sohn Baron, zum Beispiel in den Nullerjahren mal als eines der reichsten Babys der Welt gelistet, dann hörte ich ein anderes Mal von seiner Reality-Show The Apprentice – deren britisches Pendant mit Sir Alan Sugar, ich in der Schule analysieren musste, aber so richtig auf der Weltbühne und in meinem Bewusstsein ist Donald Trump erst, seit er das erstmal für die US-Präsidentschaft kandierte. Und seither wünschen sich scheinbar viele Menschen weltweit, dass sie ihn nicht kennen würden. Wäre doch schön, wenn er noch immer so ein Baulöwe auf der anderen Seite des Ozeans wäre.
