Adventskalender Türchen 22: Schluss mit perfekt!
Weihnachtszeit! Viertes Kerzchen heut! Um das Warten zu verkürzen und den Stress zu vergessen, gibt es hier jeden Abend eine kleine Geschichte rund um Christbaum und Co. Mal witzig, mal weise, mal lecker und mal ganz anders. Denn die Welt macht im Advent ja keine Pause. @FrauHausMann befasst sich heute mit der Frage viel Perfektion gut ist.
Es gibt kein zweites Fest in der westlichen Welt für das man sich so sehr ins Zeug legt wie Weihnachten. Alles muss da sein. Die kleinste Kleinigkeit, die fehlt kann für Probleme sorgen. Deshalb rennen aktuell alle durch die Läden. So lange sie noch offen sind.
Männer, die noch kein einziges Geschenk haben, genau wie Perfektionisten, denen noch irgendetwas fehlt. Und trotz bester Planung könnte noch die eine Zutat für die Geheimsauce im Weihnachtsmenü fehlen. Die, die letztes Jahr allen so geschmeckt hat. Oder man sucht ewig in verschiedenen Supermärkten nach Maronen für die Entenfüllung. Oder stellt an Heiligabend kurz vor Ladenschluss fest, dass das Klopapier alle ist.
Ich bin selbst bei den Heiligabendplanungen penibler als sonst. Ich hänge zum Beispiel Kugeln beim Schmücken mehrmals um, wenn mir die Farben nebeneinander nicht gefallen. Was das Schmücken durchaus in die Länge ziehen kann. Und ich dachte lange, dass das die Spitze der Pingeligkeit ist, bis ich jemanden kennenlernte, der unter hundert fast gleichen Bildern nach dem einen Perfekten sucht.
Meine eigene Einstellung zum Wort „perfekt“ änderte sich übrigens grundlegend, als ich vor ein paar Jahren ein Feature über Schicksalsschläge machte für das ich unter anderem einen Mann aufsuchte, der in einem Alter in dem man sonst in Rente geht, katholischer Pfarrer wurde und mir von vielen Tragödien seines Lebens erzählte. Als ich mein Aufnahmegerät schon gestoppt hatte, sagte ich irgendwas darüber, dass jeder Mensch gerne ein perfektes Leben hätte und es oft leider anders geht.
Der Pfarrer lächelte mich an und sagte: „Perfektion ist vom Teufel! Vollkommenheit ist von Gott!“ Ich dachte lange über diesen großartigen Satz nach und ich finde das er stimmt. Perfektion wird uns oft in der Werbung gezeigt. Darin ist alles makellos aber eben auch nicht echt. Es wird Etwas ausgeleuchtet, digital bearbeitet und mit zahlreichen Kunstgriffen aufgepumpt, das ist in echt gar nicht so ist.
Vollkommen ist dagegen etwas Echtes, Natürliches, dass nicht künstlich geschaffen wurde und völlig ohne Filter glücklich macht. Eine echte Rose in voller Blüte ist viel schöner als ihr bester Nachbau. Genauso ist es mit Weihnachten. Die schönsten Weihnachten sind nicht die, an denen man für perfekte Fotos vor einem perfekten Baum posiert, das perfekte Dinner gibt oder extrem teuere Geschenke verschenkt. Sondern, die an denen es anfangs etwas chaotisch war und dann trotzdem noch schön gefeiert wurde. Frei nach der Internet-Weisheit: „The best moments in life are the ones the camera didn’t capture.“ („Die besten Momente im Leben sind die bei denen keine Camera dabei war.“)
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein vollkommenes und gesegnetes Weihnachtsfest.
Bilder generiert mit ImagineArt