Adventskalender Türchen 3: Von wegen staade Zeit

Weihnachtszeit! Bensinnlichkeit? Um das Warten zu verkürzen und den Stress zu vergessen, gibt es hier jeden Abend eine kleine Geschichte rund um Christbaum und Co. Mal witzig, mal weise, mal lecker und mal ganz anders. Denn die Welt macht im Advent ja keine Pause. Heute geht’s um die bayerische „staade Zeit“, die nicht nur bei @FrauHausMann nicht immer still ist.

In Bayern nennt man die Vorweihnachtszeit auch „staade Zeit“ (stille Zeit), den vor der Industrialisierung war der Winter für viele eine ruhige, einsame und wenig ereignisreiche Zeit. Um Sankt Katrein — den Tag der Heiligen Katherina. Also den 25. November — endete die Feldarbeit, weil erst im Frühling wieder angebaut werden konnte und sämtliche Aktivitäten verlagerten sich nach innen. Weswegen die zweite Jahreshälfte früher auch Einwärts hieß. Nach sechs Monaten Feldarbeit konnte man sich in Ruhe „besinnen“. Heute verbringen viele Menschen ihre Zeit vorwiegend drinnen und das völlig Jahrezeiten unabhängig. Ruhig und besinnlich oder staad ist der „Einwärts“ schon lange nicht mehr. Erst kommt das Oktoberfest bzw. sämtliche anderen bayerischen Volksfeste, dann gruselt man sich durch Halloween und während die stillen Feiertage zum Totengedenken kaum bemerkt vorübergehen, lärmt schon Last Christmas aus dem Radio und überall ist plötzlich Black Week.

Man hetzt hin und her, versucht alles noch zu erledigen bevor das Jahr vorbei ist und alles soll wie immer noch toller sein als letztes Jahr und wird trotzdem eher wieder ganz genauso wie immer. Und das kann durchaus positiv sein. Die staade Zeit in einem bäuerlichen Haushalt ohne Strom und fließend Wasser mit einer traditionellen Adventszeit, die früher ein Fastenzeit bis Heiligabend mit vielen Kirchgängen und ohne Tanz und Party war, wäre für viele meiner Freunde und mich keine Option. Doch trotzdem glaube ich, dass ich nicht die Einzige bin, die der vorweihnachtliche Stress manchmal völlig überrollt. Ab und zu versuche ich deshalb mir auch einen Moment Ruhe zu gönnen, dass Handy wegzulegen und einfach an nichts zu denken. Ich setze mich dann kurz in ein wenig erleuchtetes Zimmer, schaue mir meine Weihnachtsbeleuchtung an oder atme draußen bewusst die kalte Winterluft. Meines Erachtens braucht man Entspannung und Spaß am Jahresende.

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