Adventskalender Türchen 21: Leere, Trauer und Wut
Weihnachtszeit! Bin traurig heut! Um das Warten zu verkürzen und den Stress zu vergessen, gibt es hier jeden Abend eine kleine Geschichte rund um Christbaum und Co. Mal witzig, mal weise, mal lecker und mal ganz anders. Denn die Welt macht im Advent ja keine Pause. @FrauHausMann blickt heute fassungslos auf den Anschlag von Magdeburg.
Eigentlich sollte das heutige Türchen genauso fröhlich werden, wie die vorherigen zwanzig, aber leider hat ein Wahnsinniger kurz nachdem mein gestriges Türchen fertig war eine furchtbare Bluttat auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt begangen. Taleb A., ein Facharzt für Psychatrie aus Saudi Arabien, der nach dem was bisher über ihn bekannt ist, selbst tief in einem Wahngehäuse aus unzähligen Rabbit Holes zu leben scheint — unter anderem sah er andere schnell als „Gegner“ und „Agenten“ — ist gezielt mit einem Auto in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gerast und hat dabei 200 Menschen verletzt und fünf getötet. Darunter einen neunjährigen Jungen.
Das Schlimmste oder Unverständlichste an der Tat, der Täter scheint nur aus sehr engen egoistischen Motiven gehandelt zu haben. Er sah sich anscheinend keiner radikalen Ideologie verpflichtet. Hat als Einzelltäter gehandelt. Bezeichnet sich als „Ex-Muslim“ und „Leftist“, verehrt aber gleichzeitig rechte Politiker und attackierte andere Ex-Muslime verbal online. Viele Journalisten und Aktivisten, die auf ihn getroffen sind, bezeichnen ihn als „psychisch krank“. Alles Weitere liest sich wie die Blaupause ähnlicher Fälle: Er kam 2006 aufgrund von Verfolgung nach Deutschland. Durfte ab 2011 unbefristet bleiben. Mehrfach wurden Behörden auf ihn aufmerksam. Zum Beispiel, weil er sich verfolgt fühlte und in einer Polizeiwache in Berlin, den Feueralarm auslöste, obwohl es kein Feuer gab. Mehrfach versuchten Menschen vor ihm zu warnen. Jedoch ohne Erfolg.
Der Anschlag von Magdeburg ist Wasser auf viele Mühlen, die in diesem Land schon lange unermüdlich laufen. Er reiht sich ein mit Solingen, Brokstedt, Illerkirchberg, Berlin (Breitscheidplatz), Kandel und der Kölner Silvesternacht 2015. Um nur Einige zu nennen. Er ist ein weiterer tiefer Bruch im gesellschaftlichen Graben zwischen rechts und links. Ein Bruch, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, so lange solche Taten weiter relativiert und instrumentalisiert werden.
Auch ich empfinde große Wut und Trauer über diese Tat. Besonders, wenn ich an die Eltern, des getöteten Kindes denke und die Familien und Freunde der anderen Todesopfer. An all die Menschen, die ihr Weihnachtsfest jetzt im Krankenhaus oder mit der Planung einer Trauerfeier verbringen müssen. An all die Einsatzkräfte, die vom Geschehen traumatisiert sind und/oder sich Vorwürfe machen, weil es trotz ihrer Arbeit passiert ist. Und ich wünsche mir unabhängig vom Wahlergebnis, dass wir solche Taten in Zukunft besser verhindern! Es bringt uns wenig weiter das Motiv für rechts oder links zu vereinnahmen. Einigen wir uns einfach darauf, dass der Täter ein widerlicher Mensch ist, der bestraft gehört.
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