Apokalypse
Alles Mögliche,  Neue und alte Medien

Neues vom Weltuntergang

Jeden Morgen, bevor man die Augen öffnet, ist er schon da: der Weltuntergang. Er lächelt von den Fotos in den Zeitungen, winkt von schmelzenden Gletschern, schwebt über vom Krieg zerstörten Städten oder setzt sich bei Louisa Neubauer auf die Schulter, um ihr neue Schreckensszenarien ins Ohr zu flüstern. 4,4 Grad! Kein Wunder bei der Rückkehr zum Kohlestrom.

Wenn wir aufwachen, verdirbt er uns zur vollen oder halben — manchmal sogar zur Viertelstunde (je nach Sender) — die Laune, wenn wir gerade den ersten Kaffee oder vielleicht ausnahmsweise mal wieder eine warme Dusche genießen.

Stups, stups! Na, hast du mich vermisst? Schickes Handtuch! Willst mal sehen, was mit dem Jetstream gemacht habe? Wie? Ich soll weggehen? Man bist du unhöflich.

Warum er das macht? Ganz einfach. Nach all den Jahrtausenden des Wartens ist dem Weltuntergang inzwischen extrem langweilig. Und weil er immer noch kein „Go“ vom Universum hat, erschreckt er „ab und zu“ so viele Menschen wie möglich. Ein kleines Börsenbeben hier, eine Epidemie oder Pandemie dort. Und dann freut er sich, dass sogar sein Schatten schon große Verheerungen anrichtet. Am allermeisten freut sich der Weltuntergang, wenn ihn jemand falsch vorhersagt. So geschehen ganze 180 Mal… Unter anderem 999 nach Christus, 1535, 1997, 1999, 2012 und mal wieder für 2023. Vielleicht lagen ja die Azteken mit ihrem dieses Jahr endenden Kalender richtig. Sonst gibt es noch Vorhersagen bis 2075. Und bis dahin wird der Weltuntergang weiter gelangweilt durch die Gegend wandern und sich zum milliardsten Mal bei Gott beschweren, dass auch er als quasi wichtigster Mitarbeiter am Ende der Welt „Weder Tag noch Stunde“ wissen darf, an der er kommen soll.

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